Unterwegs in den Weihnachtsferien – Teil 1: Stockholm (30. Dezember 2022 bis 3. Januar 2023)

Wenn man studiert, eignen sich die Weihnachtsferien besonders gut, um nochmal wegzufahren. Denn in der ersten Woche im Januar sind in der Regel keine Vorlesungen und man kann vor der stressigen Klausurenphase noch einmal durchatmen.

Da ich das Wintersemester 2022/23 als Auslandssemester in Salzburg verbrachte, wollte ich die Zeit zwischen den Jahren nutzen, um mit meinen beiden besten Freund*innen wegzufahren. So sollte es mit meiner besten Freundin Johanna fünf Tage nach Stockholm und mit meinem besten Freund Johannes fünf Tage nach Wien gehen.

Stockholm, Tag 1 – Ankunft in Stockholm und erste Eindrücke der Stadt

Am 30. Dezember ging mein Flug von Frankfurt nach Stockholm. Meine Freundin Johanna hingegen flog ab Östersund in Schweden, wo sie gerade ein Auslandssemester absolvierte. Mit einer Stunde Verspätung kam ich in der schwedischen Hauptstadt an, wo Johanna schon auf mich wartete. Da wir nur mit Handgepäck ausgestattet waren, ging es direkt mit dem Shuttlebus in die Stadt. Der Flughafen von Stockholm liegt ca. eine halbe Stunde vom Zentrum entfernt, mit dem Bus sind es eher 40 Minuten, da dieser an mehreren Orten hält. Wir fuhren bis zur Endstation am Hauptbahnhof und von da erreichten wir nach zehn Gehminuten auch schon unser Hotel namens Rex Petit.

Da wir ganz Studierenden-typisch, den größtmöglichen Komfort haben und das kleinstmögliche Budget ausgeben wollten, lag unser Zimmer im Keller. Ohne Fenster und mit Stockbett machten wir es uns dennoch auf unseren sechs Quadratmetern gemütlich. Für den Nachmittag stand der Besuch im Nationalmuseum an. Da es aber schon 15 Uhr war und das Museum um 17 Uhr schließen sollte, entschlossen wir uns als Alternative die Stadt zu erkunden. Zu unserem Pech war das der letzte Tag, an dem das Nationalmuseum während unseres Besuchs geöffnet hatte. Da unser Hotel ziemlich zentral im Stadtteil Norrmalm lag, entschieden wir uns, auf ein Ticket für den ÖPNV zu verzichten und an den vier Tagen alles zu Fuß zu erkunden und natürlich auch Geld zu sparen (eine Karte für 72 Stunden kostet umgerechnet ca. 31,50 Euro).

Unser erster Stopp war im Café Fabrique Sveavägen 29, wo wir uns genussvoll auf Schweden einstimmten, denn das Frühstück war lange her und der Magen knurrte. Ich aß eine Safranschnecke, die neben den Zimtschnecken (Kanelbullar) und den Kardamomschnecken, typisch für Schweden sind. Zu trinken gab es, wie an jedem der folgenden Tage, einen Kaffee für Johanna und einen Chai Latte für mich. Nach der Stärkung spazierten wir weiter durch die Stadt, die Ende Dezember besonders schön aussah, da noch die gesamte Weihnachtsbeleuchtung hing. Schließlich kamen wir zum Kungsträdgården, einer Parkanlage mit einer kreisförmigen Eisbahn in der Mitte. Am liebsten wäre ich bei dem tollen Ambiente gleich mitgefahren!

Dann ging es zum Stockholmer Schloss und wir genossen den Blick auf das Wasser, bevor wir im K25 zu Abend aßen. Das K25 ist ein Restaurant mit vielen verschiedenen kleinen Imbissständen und wir entschieden uns für einen Falafelwrap. Anschließend liefen wir zurück zur Unterkunft, in der uns eine herausfordernde Nacht bevorstand.

Stockholm, Tag 2 – Übeltäter im Hotelzimmer und Silvester in Stockholm

Der Übeltäter, der uns um den Schlaf brachte, war die Lüftungsanlage in unserem Zimmer. Diese war nämlich viel lauter als erwartet und blies uns kalte Luft ins Gesicht. Da blieb uns nur noch übrig: umdrehen und Decke hochziehen! Die folgenden Nächte waren auch laut und kalt, allerdings ohne Luft im Gesicht, da ich die Klimaanlagenschlitze Richtung Decke gedreht hatte.

Stockholmer Schloss

Zum Glück erwartete uns ein leckeres Frühstück im Wintergarten des Hotels und die Nacht war schnell vergessen. Danach ging es in die Altstadt von Stockholm, die auf der gleichen Insel wie das Stockholmer Schloss liegt. Nachdem wir durch die Gassen geschlendert waren, schauten wir uns eine Parade des Militärs vor dem Schlossplatz an. Die Parade war ziemlich ungewohnt für uns, aber in Stockholm ist diese fast jeden Tag zu sehen.

Das heutige königliche Schloss ist auf den Grundmauern des Schlosses Tre Kronor errichtet, welches 1697 niederbrannte. Dort kann man die Parade- und Wohnräume der Königsfamilie, das Antikmuseum Gustavs III., das Museum Tre Kronor und die Schatzkammer besuchen. Wir entschieden uns für eine Kombikarte und hatten somit Zutritt zu allen Museumsteilen. Das Antikmuseum Gustavs III. ist jedoch im Winter geschlossen. Am besten gefielen uns die Parade- und Wohnräume, weil man hier Einblick in alte sowie immer noch aktuelle Räumlichkeiten der königlichen Familie erhält und sich selbst vorstellen kann, an so einem Event teilzunehmen.

Nach dem vielen Laufen durch die Stadt und das Schloss, war es an der Zeit für eine Kaffee- und Kuchenpause. Im Café Krans stärkten wir uns mit Zimtschnecken und konnten gleichzeitig auf die Auslage der ganzen Kanelbullar im Fenster blicken. Danach ging es zurück in unser Hotel, denn es waren nur noch ein paar Stunden bis Neujahr.

Da es am Silvesterabend entweder nur sehr teure Restaurants gab oder viele geschlossen hatten, verschlug es uns ins Vapiano, wo wir erstaunlicherweise auf viele Gleichgesinnte trafen. Wir plauderten dort bis Ladenschluss um 23 Uhr und genossen unser sehr gutes Essen – sogar einen teuren Cocktail gönnten wir uns zur Feier des Tages.

Feuerwerk am Schloss

Anschließend ging es zurück Richtung Schloss. Auf einer Brücke ergatterten wir einen Platz, um das Feuerwerk bestmöglich sehen zu können. In Deutschland gehen die Silvesterkracher typischerweise erst um Punkt zwölf Uhr los, die Schweden hingegen waren schon zwanzig Minuten vorher zugange. Trotzdem wurden erst nach Neujahr die meisten Raketen abgefeuert. Fasziniert schauten wir 20 Minuten in den Himmel und genossen die Spiegelungen auf dem Wasser. Zusammen mit der Kulisse war es das schönste Feuerwerk, das ich bisher erlebt habe!

Stockholm, Tag 3 – Neujahrssuche und Zuckerschock

Wie auch in Deutschland hat in Stockholm an Neujahr Vieles geschlossen und auch auf den Straßen war vormittags noch nicht viel los. Dennoch hatten wir uns einen guten Plan für den Tag überlegt und wollten den Stadtteil Östermalm erkunden. Bei schönstem Wetter machten wir uns auf den Weg, vorbei an der Königlichen Bibliothek (geschlossen an Neujahr) und rein in die Hedwig-Eleonora-Kirche. Die Kirche war so schön weihnachtlich geschmückt, dass wir am liebsten am Neujahrgottesdienst teilgenommen hätten, dieser war aber schon ausverkauft. Weiter ging es in Richtung Wasser und auf die Insel Djurgården. Auf ihr befinden sich mehrere Museen sowie eine riesige Parkanlage. Zweiteres ist vor allem im Sommer zu empfehlen. Einen schönen Blick auf das Wasser hat man hier aber allemal! Unser Ziel war aber das Geschichtsmuseum „Historiska museet“. Der Eintritt ist frei und man kann für einige Stunden in Schwedens Vergangenheit reisen.

Strandvägen, historischer Boulevard am Ufer

Nach dem Museumsbesuch hatten wir ein weiteres Mal Probleme mit den Öffnungszeiten: Wir wollten wieder zum Kaffeetrinken einkehren, aber weit und breit schien kein Café geöffnet zu haben. Nach langem Suchen auf Google Maps fanden wir schließlich eine Filiale der Kette Espresso House, die noch bis 18 Uhr geöffnet haben sollte. Perfekt, denn es war erst 15:30 Uhr!  Leider war nicht mehr so viel Essen im Angebot und es gab ausnahmsweise keine Kanelbullar für uns, sondern einen Muffin und ein Scone.

Nachdem uns die unfreundliche Bedienung Pappbecher zum Wassertrinken gegeben hatte (in Schweden kann man sich in allen Restaurants und Cafés normalerweise kostenlos Leitungswasser im Glas zapfen, aber alle Gläser waren schmutzig und die Bedienung wollte uns die größeren, sauberen Gläser vom Tresen nicht geben), dauerte unsere Pause leider nicht so lange an. Sowohl die Getränke als auch das Gebäck waren viel zu süß. Wir hatten uns schon gewundert, warum die Leute, die vor uns an dem Platz saßen, ihre Getränke stehen gelassen hatten. Und statt der angegebenen Öffnungszeit, wurden wir schon um 16 Uhr gebeten zu gehen. Mit Zuckerschock machten wir uns zurück in unser Viertel Normmalm. Da wir nichts Weiteres geplant hatten, setzen wir uns schon einmal ins Bastard Burgers. Da es sich hierbei um ein Fast Food-Restaurant handelt, störte es auch niemanden, dass wir länger dort saßen. Das Essen war ziemlich gut, nur mein Magen war noch etwas vorbelastet von den viel zu süßen Snacks im Espresso House.

Stockholm, Tag 4 – Neuer Stadtteil und schlechtes Wetter

Der 2. Januar war schon unser letzter Tag, denn am darauffolgenden Morgen stand nur noch der Rückflug auf dem Programm. Wir wollten heute das Viertel Södermalm erkunden und leider endete unser Glück mit dem Wetter. Unser Weg bis nach Södermalm war trocken, doch kurz nachdem wir in das erste Bekleidungsgeschäft betraten, fing es an zu regnen. Unsere Lösung: bummeln und Kleidung anprobieren!

Kaffee & Kuchen im Cykelcafé le Mond

Gegen Nachmittag hatten wir wieder Hunger und schauten in Google Maps nach Cafés in der Umgebung. Schnell fanden wir zwei Optionen. Allerdings sah die erste Möglichkeit beim Vorbeigehen viel zu voll aus, weshalb wir ins Cykelcafé le Mond gingen. Johanna holte sich hier eine Kardamomschnecke und für mich gab es wieder die klassische Zimtschnecke, aber einen Erdbeer-Banane-Shake anstelle eines Chai Lattes. Der Shake war ziemlich teuer, aber super lecker. So saßen wir auf einer Bank am Fenster, die sich über die Heizung erstreckte und genossen die Wärme.

Abends ging es nach einem Stopp in unserem Zimmer zum Inder Masala Masala. Ich fand das Essen ziemlich lecker, nur die Schärfeangaben müssen dringend nochmal überarbeitet werden. Da ich eine Thali (indische Platte) hatte, konnte ich die Schärfe mit Raita-Joghurt, Reis und Naanbrot ziemlich gut ausgleichen. Johanna hingegen hatte nur ein bisschen Reis und für ein Gericht mit zwei von fünf Schärfepunkten, war ihr Gericht viel zu scharf, sodass sie ihr Essen frühzeitig beenden musste.

Stockholm, Tag 5 – Wie kommen wir zum Flughafen?

Aufgrund des Rückflugs frühstückten wir sehr früh und im Speisesaal war viel weniger los als sonst. Eine freie Tischwahl hatten wir in den letzten Tag nie. Ein letztes Mal freuten wir uns über das vielfältige und leckere Frühstück und packten dann die letzten Sachen ein. Zu Fuß ging es wieder zurück zum Bahnhof, an dem auch unser Bus fahren sollte. In Stockholm gibt es, vergleichbar mit einem Flughafen, verschiedene Gates, die erst geöffnet werden, sobald der Bus abfahrbereit ist. Wir waren etwas früher da, um uns flexibel für einen Bus entscheiden zu können. Diese Vorsichtsmaßnahme hatte sich gelohnt, denn vor dem Gate stand eine Mitarbeiterin, die bereits zwei andere Gäste wegschickte. Johanna fragte sie daraufhin, wann der Bus kommen würde und die Antwort war: „Erstmal gar nicht!“. Auf der Autobahn Richtung Flughafen hatte es einen Unfall gegeben, sodass unser Bus im Stau feststeckte. Laut Google Maps 50 Minuten oder mehr. Das war uns etwas zu knapp, um zum Flughafen zu kommen, vor allem weil wir noch nicht wussten, wie viel am Flughafen los war. Zu allem Übel ging auch noch Johannas Handtasche kaputt. Nach kurzem Überlegen beschlossen wir, die Bahn zu nehmen. Am Bahnhof waren wir eh schon. Der Expresszug hätte uns pro Person nochmal 30 € gekostet, denn das Busticket war so oder so schon bezahlt. Zum Glück fanden wir aber einen normalen Zug als Alternative, der auch am Flughafen hielt, zwölf Euro weniger kostete und nur fünf Minuten länger brauchte. Wir rasten also zum Gleis, das auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs lag und konnten anschließend eine entspannte Zugfahrt genießen. Angekommen am Flughafen waren wir in sage und schreibe fünf Minuten durch die Sicherheitskontrolle und holten uns eine letzte Kardamom- und Zimtschnecke. Die Abflugzeit unserer Flüge lagen nur wenige Minuten auseinander. Ohne Verspätung und Probleme machten wir uns beide auf den Heimweg.

Heimflug bei Sonnenuntergang

Fazit

Stockholm ist eine tolle und einladende Stadt – mit wundervoller Lage am Wasser und schönen Häusern, besonders von November bis Januar, wenn alles noch weihnachtlich beleuchtet ist. Im Winter wird es zudem schon um 15 Uhr dunkel, also eine Stunde früher als in Deutschland, aber im Endeffekt macht die eine Stunde keinen großen Unterschied. Bezüglich der Finanzen muss man auf jeden Fall mehr Geld einplanen als in Deutschland, aber Schweden ist bekanntermaßen auch teurer. Meistens konnte ich mit EC-Karte bezahlen, aber an manchen Orten wird nur eine Kreditkarte akzeptiert.

Im zweiten Teil des Reisberichts wird meine Reise nach Wien mit meinem besten Freund Johannes vorkommen.

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