Speisen auf Reisen: Warum Tomatensaft im Flugzeug so beliebt ist

Bordservice der SunExpress

Tomatensaft findet reißenden Absatz bei den Fluggästen (Foto: SunExpress)

Tomatensaft ist eigentlich nicht so mein Ding, er schmeckt irgendwie erdig und bitter – das geht nicht nur mir so. Über den Wolken ist das ganz anders, da wird aus dem Ladenhüter ein echter Kassenschlager: Im Flugzeug ist der rote Saft sogar beliebter als Bier. Nicht nur Tomatensaft schmeckt in 10.000 Metern Reisehöhe anders als auf dem Boden. So klagen Fluggäste oft über einen faden Geschmack beim Essen. Woran das liegt? An den Produkten sicher nicht. Die Großküchen der Caterer verwenden meist erstklassige Produkte und die gut ausgebildeten Köche bemühen sich sehr, die Flugzeugmahlzeiten nach allen Regeln der Kunst zuzubereiten. Das Problem: Wer fliegt, schmeckt weniger.

Veränderte Luftdruckverhältnisse und niedrigere Luftfeuchtigkeit sind schuld am Geschmacksverlust. Die Luft wird „dünner“, wie man im Volksmund so schön sagt. Mit anderen Worten: Weniger Sauerstoff in der Luft führt zu weniger Sauerstoffgehalt im Blut, was sich wiederum auf unsere Geschmacksrezeptoren auswirkt. Während Fluggäste vor allem Salz und Zucker weniger gut schmecken können, bleibt die Wahrnehmung von Säure und Bitterstoffen relativ erhalten. Das hat einen guten Grund, denn der bittere Geschmack ist für unseren Körper ein eindeutiges Warnsignal, das auf eine potentielle Vergiftungsgefahr hinweist, und somit überlebenswichtig. Besonders Kinder (und ich) reagieren deshalb empfindlich auf Bitterstoffe wie sie in Rosenkohl oder Chicorée enthalten sind. Nicht nur der Geschmacks-, auch der Geruchssinn ist während eines Fluges beeinträchtigt, was sich zusätzlich auf die Wahrnehmung von Speisen auswirkt.

Um das entstehende Ungleichgewicht zwischen den vier Geschmacksrichtungen in luftiger Höhe wieder auszugleichen, müssen Köche beim Zubereiten der Bordmahlzeiten kräftiger würzen und salzen. Während die meisten Gerichte aus der Bordküche aufgrund des Raumklimas dennoch allgemein eher als fade wahrgenommen werden, ist Tomatensaft die große Ausnahme. In Reisehöhe entwickelt der Saft frische, fruchtige Aromen, die ihn bei Fluggästen besonders beliebt machen. Die enthaltenen Bitterstoffe zügeln gleichzeitig den Appetit, ohne den Geschmack zu dominieren. Und: Das kühle Erfrischungsgetränk ist ideal, um dem erhöhten Flüssigkeitsbedarf nachzukommen, der durch die trockene Luft im Flugzeug entsteht. Na dann: Auf den Tomatensaft… aber nur über den Wolken.

Veronika Heibing

Über Veronika Heibing

Veronika Heibing war von 2011 bis 2016 als PR Beraterin bei Claasen Communication tätig. Ihre Schwerpunkte waren Pressearbeit, Online PR und Corporate Publishing.

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