Mehr als nur Hund, Katze, Maus: Die US-Präsidenten und ihre Haustiere

Wenn in den USA ein neuer Präsident gewählt wird, ist es üblich, dass er nicht nur mit seiner Familie ins Weiße Haus einzieht, sondern auch seine Haustiere mitbringt. Den aktuellen Präsidenten Joe Biden etwa begleiteten seine beiden Deutschen Schäferhunde Champ und Major. Biden folgt damit einer langen Tradition, denn so gut wie alle Präsidenten vor ihm brachten schon Haustiere mit. Hunde führen die Beliebtheitsskala mit großem Vorsprung an, denn immerhin 32 der 44 ehemaligen US-Staatsoberhäupter hatten mindestens einen.

Scotch Terrier Fala ist Teil der Gedenkstätte zu Ehren von Franklin D. Roosevelt in Washington, DC. (Foto: FDR Memorial)

Einige aber auch mehr. Ronald Reagan (Präsident von 1981 bis 1989) zum Beispiel brachte sechs mit ins Weiße Haus, darunter einen Golden Retriever, einen Sibirischen Husky, einen Spaniel und einen Irish Red Setter. Besonders bekannt wurde der First Dog seines Nachfolgers, George H. W. Bush (1989-1993). Dessen Ehefrau Barbara Bush schrieb ein Buch aus der Sicht der Hündin Millie, einem English Springer Spaniel. „Millies Book“ (deutscher Titel: Millies Buch) landete 1990 in den USA sogar auf Platz 1 der New York Times Bestsellerliste. Franklin D. Roosevelt (1933-1945) nannte im Laufe seiner vielen Amtsjahre ebenfalls mehrere Hunde sein Eigen. Sein unumstrittener Liebling war aber der Scotch Terrier Fala. Er kam 1940 ins Weiße Haus und begleitete in den Folgejahren den Präsidenten auf seinen Reisen und bei wichtigen Besprechungen. Fala ist sogar in der Gedenkstätte zu Ehren Roosevelts in Washington, DC verewigt.

Gerald Ford mit Hündin Liberty im Oval Office des Weißen Hauses (Foto: DC Newseum)

Neben den Hunden hatten auch viele Katzen die Herzen der Präsidenten erobert. Gerald Ford (1974-1977) hielt sich neben seiner Hündin Liberty und deren Welpen auch eine Siamkatze, die sich häufig im Oval Office blicken ließ. Bei Rutherford B. Hayes (1877-1881) standen sich sogar drei Katzen insgesamt acht Hunden, darunter zwei Jagdhunden, gegenüber. Es bleibt zu hoffen, dass sie gut miteinander auskamen. Doch gab es in der Geschichte der US-Präsidenten auch eine Reihe ungewöhnlicher und exotischer Haustiere. So stand William Howard Taft (1909-1913) nicht nur in dem Ruf, ein guter Esser zu sein. Er liebte auch frische Milch, weshalb während seiner Amtszeit drei Kühe auf dem Rasen des Weißen Hauses friedlich grasten. Bei seinem Nachfolger Woodrow Wilson (1913-1921) sorgte eine Schafherde dafür, dass das Gras um den Amtssitz des Präsidenten stets akkurat gekürzt wurde. Die Wolle der Schafe ließ Wilson verkaufen, und das so eingenommene Geld erhielt das Rote Kreuz. Die Menagerie Abraham Lincolns (1861-1865) umfasste neben Hase, Pferd, Hunden, Katzen und Ziegen auch einen Truthahn. Dieser war eigentlich als festliches Weihnachtsmahl vorgesehen, wurde jedoch auf Drängen von Lincolns jüngstem Sohn Tad verschont.

Pauline, die Milch und Sahne für den Taft-Haushalt lieferte, weidete auf den Rasenflächen des Weißen Hauses
(Foto: Library of Congress)

Andrew Jackson (1829-1837) gehörte ein Graupapagei, der sogar richtig fluchen konnte. Dieser war auch bei Jacksons Begräbnis anwesend, musste aber während der Trauerfeier entfernt werden, weil er permanent lautstark schrie. Martin van Buren (1837-1847) besaß zwischenzeitlich zwei Tigerjunge, ein Geschenk des Sultans von Maskat, Oman und Sansibar, nachdem Thomas Jefferson (1801-1809) Jahre zuvor schon zwei junge Grizzlybären geschenkt bekommen hatte. Beiden waren aber diese Haustiere zu gefährlich und übergaben sie in die Obhut von Einrichtungen für Tiere.

Benjamin Harrison (1889-1893) dagegen hatte keine Angst, sich neben zwei Opossums auch zwei Alligatoren zu halten. Einem Bericht zufolge sollen sie im Wintergarten des Weißen Hauses gelebt haben. Unklar ist, ob Harrison der erste US-Präsident war, der sich an solchen Reptilien erfreute. Schon John Quincy Adams (1825-1829) soll angeblich im East Room des Weißen Hauses einen Alligator für kurze Zeit beherbergt haben, der eigentlich dem Marquis de Lafayette gehörte. Ob die Geschichte auch tatsächlich der Wahrheit entspricht, ist unklar. Gewiss ist dagegen, dass die Ehefrau von Adams, Louisa Adams, Seidenraupen hielt, mit deren Hilfe sie Seide spann.

Einbeiniger Hahn, Haustier der Roosevelt-Kinder (Foto: Library of Congress)

Theodore „Teddy“ Roosevelt (1901-1909) und Calvin Coolidge (1923-1929) zeichneten sich dadurch aus, dass sie besonders viele Tiere nach Washington, DC brachten. So gehörten Roosevelt neben vielen Hunden auch diverse Meerschweinchen, eine Tüpfelhyäne, eine Strumpfbandnatter, ein Dachs, eine Eidechse, eine Schleiereule, ein Hyazinth-Ara und ein einbeiniger Hahn. Das Kaninchen Peter Rabbit erhielt nach seinem Tod sogar ein kleines Staatsbegräbnis, während der Schwarzbär Jonathan Edwards vom Weißen Haus in den Zoo nach Brooklyn in New York umziehen durfte. Zu Coolidges zahlreichen Begleitern zählten ein Nilpferd, zwei Waschbären, einige besondere Singvögel, eine Gans, ein Luchs, ein Wallaby, eine kleine Antilope, ein Schwarzbär sowie die beiden südafrikanischen Löwenzwillinge mit den Namen „Tax Reduction“ und „Budget Bureau“. First Lady Grace Coolidge bekam zu einem Osterfest 13 Pekingenten-Küken geschenkt. Diese versuchte sie, in ihrem Badezimmer im Weißen Haus aufzuziehen. Sie gab aber auf, als die Tiere für das Bad schlicht zu groß wurden, und übereignete sie einem Zoo.

Gleichwohl nicht jeder Präsident zog mit Tieren ins Weißen Haus ein. So etwa Andrew Johnson (1865-1869), der auf eine tierische Begleitung in seiner Amtszeit völlig verzichten wollte. Vergebens, denn die Tiere kamen zu ihm. Weiße Mäuse nisteten sich in seinem Schlafzimmer ein. Einmal entdeckt brachte man es aber nicht übers Herz, sie zu töten oder auszusetzen. Stattdessen wurden sie seitdem emsig gefüttert.

 

Ralph Steffen

Über Ralph Steffen

Ralph Steffen gehört seit 1998 zum Team von Claasen Communication und ist seit 2017 Geschäftsführer.

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