In Deutschland ist sie den meisten unbekannt, während in den USA die Frage debattiert wird, ob sie die erste Frau auf einem Dollar-Geldschein werden soll: die Bürgerrechtlerin Harriet Tubman. Denn dort ist die mutige Freiheitskämpferin eine der bekanntesten historischen Figuren, quasi jedes Schulkind kennt sie.
Circa 1820 in die Sklaverei hinein geboren, floh Tubman mit etwa 30 Jahren aus der Unterdrückung in Richtung Norden, wo sie in Freiheit leben konnte. Auf diesem Erfolg ruhte sie sich jedoch nicht aus, sondern kehrte als Fluchthelferin der Hilfsorganisation „Underground Railroad“, die mit Informationen, Netzwerken und sicheren Unterkünften Hilfe bei der Flucht aus der Sklaverei leistete, mehrere Male in ihre alte Heimat zurück, um insgesamt rund 70 Familienangehörige, Freunde und weitere versklavte Menschen zu befreien und nach Norden zu führen.
Zeit ihres Lebens setzte sich Tubman wo immer sie konnte für die Beseitigung von Unrecht ein. So unterstützte sie im Amerikanischen Bürgerkrieg die Armee der Nordstaaten, versorgte Flüchtlinge aus dem Süden und fungierte als Kundschafterin, beispielsweise bei der Befreiung von rund 700 versklavten Afroamerikanern von Plantagen entlang des Combahee Rivers 1863. Nach dem Krieg und der offiziellen Abschaffung der Sklaverei setzte sie sich zudem unter anderem für die Gleichberechtigung und die Einführung des Frauenwahlrechts ein.
Seit Anfang des Jahres lässt sich diese wechselvolle und spannende Geschichte nun auch in einem Besucherzentrum in ihrer alten Heimat Dorchester County in Maryland nachvollziehen. Das vom National Park Service betriebene Zentrum erzählt auf eindrucksvolle Weise mit Hilfe plastischer Installationen, Zeitzeugenberichten und sogar Musik aus Tubmans Leben.
Trotz überschaubarer Räumlichkeiten zieht die Ausstellung uns Besucher vollkommen in ihren Bann. Die Grausamkeit der Institution Sklaverei, der harte Alltag versklavter Menschen und die Beschwerlichkeiten der Flucht, aber auch der Heldenmut Harriet Tubmans und der Triumph der Befreiung werden hier erfahrbar. Für Kinder gibt es ein spezielles Heft, das Tubmans Geschichte altersgerecht aufbereitet.
Das Besucherzentrum ist zugleich auch ein hervorragender Ausgangspunkt, weitere Stationen auf dem Harriet Tubman Scenic Byway zu besuchen, beispielsweise „Safe Houses“, die als Zwischenstation auf der Flucht dienten, oder auch ein original erhaltener Krämerladen, in dem Tubman in jungen Jahren eine schwere Kopfverletzung zugefügt wurde, die sie Zeit ihres Lebens begleiten sollte. Die mehreren Meilen zwischen ihrer Farm und dem Laden, heute in wenigen Minuten per Auto zurückgelegt, waren damals selbstverständlich zu Fuß zu bewältigen.
US-Amerikaner verstehen es, Geschichte nicht als dröge und langweilig, sondern lebendig und aktuell darzustellen, davon profitiert auch dieses Besucherzentrum. Wer sich für Geschichte interessiert oder sich von mutigen Persönlichkeiten inspirieren lassen möchte, sollte dieser Institution definitiv einen Besuch abstatten.
2 Antworten auf Das Leben einer Ikone der Freiheit