Expo 2017 in Astana: Die Power der Zukunft, vorgestellt in der Steppe

EXPO 2017: Kasachstan will mit der ultramodernen Hauptstadt Astana Zeichen für neue Energiegewinnung in der Welt setzen    

Kasachstan ist sich seiner immensen Ressourcen vollends bewusst: Im Norden und Osten des Kaspischen Meers liegen die gewaltigen Ölvorkommen des neuntgrößten Landes der Welt – eine Region, die zu den zehn wichtigsten Erdölfördergebieten auf dem Globus gehört, und dies wird nach Ansicht von Experten auch über Jahrzehnte gesichert so bleiben. Öl und Erdgas verleihen der kasachischen Wirtschaft relativ hohe Stabilität mit permanenten Zuwachsraten. Doch der Staat spürt die sinkenden Energiepreise auf den Weltrohstoffmärkten, was zu signifikanten Einnahmerückgängen für das Land führt, das zwischen Russland und der chinesischen Westgrenze liegt und heute rund 17 Millionen Einwohnern zählt.

Von der Erntestadt zur Kapitale
Weitsicht oder einfach nur Zeitgeist? Genau jetzt stellt sich auch dort die Frage nach Energien der Zukunft, obwohl diese gerade für das dünnbesiedelte Land im Überfluss vorhanden scheinen. Kasachstans Hauptstadt Astana – und dies bedeutet übersetzt nichts anderes als „Hauptstadt“ – braucht selbst ein enormes Quantum an energetischer Power. Bis vor rund 25 Jahren fristete hier in der roten Steppe mit heißen Sommern und stark frostigen Wintern die Stadt Zelinograd mit rund 20.000 Bewohnern ein eher bescheidenes Dasein. Sie diente als russisches Erntezentrum für den Getreideanbau inmitten riesiger Monokultur sowjetischer Prägung.

Das änderte sich schlagartig als Kasachstan nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 zum selbständigen Staat wurde und eben dieses Zelinograd als Standort für eine neu zu errichtende, politisch unbelastete Kapitale des Landes auserkor, die 1998 in Astana umbenannt wurde. Zuvor hieß die Stadt sechs Jahre lang Akmola, übersetzt „Weißes Grab“, ein Name, den die Regierung für eine aufstrebende Metropole für unpassend empfand. Die bisherige Hauptstadt Almaty am Fuße des Altai-Gebirges mit rund zwei Millionen Einwohnern soll nach Planung der Regierung das Finanz- und Wirtschaftszentrum des Riesenlandes bleiben.

Aus der schillernden Vision wurde schnell Realität
Das Projekt Astana ist heute längst keine schillernde, nicht zu greifende Vision mehr, sondern beeindruckende Realität: eine Stadt, die sich aufmacht, ohne Umwege zur Glitzermetropole Dubai aufzuschließen. Statt Glamour-Destination in der Wüste, eine Metropolis in der kasachischen Steppe, in dem ein für Europäer unvorstellbarer Bauboom von höchstem Tempo herrscht: Eine in zwei Jahrzehnen geschaffene Skyline, entworfen auf dem Reißbrett von japanischen Städtedesignern, gebaut von Architekten mit Weltruf, allen voran der britische Baumeister Norman Foster.

Heute hat Astana schon über 800.000 Einwohner. Dem Umzug der Regierung von Almaty in die Steppe folgten Institutionen, Botschaften, Niederlassungen von Unternehmen und Organisationen. Astanas Flughafen boomt – einst für 3.5 Millionen Passagiere ausgelegt, wird er jetzt in kurzer Zeit in seiner Kapazität verdoppelt. Das Airport-Projekt im Umfang von etwa 230 Millionen US-Dollar unter europäischer Führung muss bis zum Frühjahr 2017 abgeschlossen ein – ein wichtiges Datum für Astana, denn zwischen 10. Juni und 10. September findet in der kasachischen Hauptstadt die EXPO 2017 statt. Eine der sogenannten „kleinen“ Weltausstellungen zwar, die sich aber mit einem eminent wichtigen Thema befasst: Den Energiearten der Zukunft.

Green Power
Mit dem Konzept „Future Energy“ hatte sich Kasachstan um diese EXPO beworben und kam damit in die Endausscheidung von zehn konkurrierenden Ländern. Im Herbst 2013 fiel die Entscheidung für Kasachstan als Auftragungsort durch ein Konzept, das nachhaltige Energiegewinnung und „Green Power“ in den Mittelpunkt dieser Messe stellt. Erwartet werden über 100 Länder, die ihre eigenen Ideen und Vorhaben für Energien der Zukunft präsentieren werden. Dazu zählen Aspekte wie die nachhaltige Reduzierung des Verbrauchs und der schädlichen CO2-Emissionen, die Entwicklung neuer Energiequellen mit einfachem Zugang für die Menschen und die Kosten, die durch die Schaffung neuer Ressourcen entstehen.

Auf dem 174 Hektar großen Messegelände nahe der Hauptstadt herrscht derzeit rund um die Uhr Hochbetrieb: 3.500 Bauarbeiter – in der Endphase 2016/17 über 10.000 – sind damit beschäftigt, dass die EXPO termingerecht eröffnen kann. „Kasachstan ist voll im Plan“, heißt es vom Bureau of International Expositions (BIE), dem Wächter über alle EXPOs in der Welt mit Sitz in Paris, das sich im Frühjahr 2015 über den Stand der Arbeiten in Astana vor Ort informieren ließ.

Deutschland erwartet wirtschaftlichen Schub
45 Länder haben bis heute ihre Teilnahme schon fest zugesagt. Deutschland ist als großer Wirtschaftspartner mit einem eigenen Pavillon dabei. Eine EXPO-Präsentation des Landes vor dem Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft im März 2015 in Berlin lieferte dafür die Entscheidung. Deutsche Unternehmen erwarten durch die Teilnahme einen Schub für die deutsch-kasachischen Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere im Bereich hochtechnologischer Lösungen für die Energie von morgen.

Vier bis Fünf Millionen Besucher aus aller Welt
Die EXPO 2017 rechnet mit vier bis fünf Millionen Besuchern, darunter die Hälfte Fachbesucher aus aller Welt. Offizieller Partner für diese Weltmesse ist Air Astana, Kasachstans nationale Airline und führende Fluggesellschaft in Zentralasien mit europäisch-kasachischen Management. Die unter IATA-Kriterien operierende, hochmoderne Airline verbindet über 60 europäische und asiatische Ziele gleichermaßen mit Astana, so auch täglich von Frankfurt am Main. Ihr Hauptfokus ist der Geschäftsreiseverkehr, wobei auch hier die weltweite Verzahnung der Energiewirtschaft gleichwohl eine wichtige Basis für das Geschäftsmodell der noch jungen Fluggesellschaft darstellt.

Die „EXPO 2017 – Future Energy“ soll Maßstäbe setzen. Nicht nur für Kasachstan und die eurasische Region, sondern für die künftige, alternative Energiegewinnung in aller Welt. Übrigens: Die Ressourcen, die für die Entstehung des Messegeländes verbraucht werden, dürfen somit nach Vorgaben der Regierung nicht für den kurzen Messe-Event allein aufgewandt werden – das Gelände mit seinen futuristischen Gebäuden und Pavillons ist schon vom Reißbrett so konzipiert, dass es später als Wirtschaftszentrum der Hauptstadt dienen kann. Folglich neben der Millionenmetropole Almaty im Südosten Landes als weiterer Impulsgeber für Kasachstans Wirtschaft. Auch dieser Plan könnte aufgehen…

Werner Claasen

Über Werner Claasen

Nachdem er lange erfolgreich als Wirtschaftsjournalist und anschließend als Chefredaktur der Fachzeitschrift „touristik aktuell" tätig war, gründete Werner Claasen 1990 im Rhein-Main-Gebiet die Agentur Claasen Communication für Public Relations in der Reiseindustrie. Die Agentur betreut seit mehr als 25 Jahren nationale und internationale Firmen, Fluglinien, Zielgebiete, IT-Unternehmen und Organisationen aus dem gesamten Spektrum des Reiseverkehrs.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert