Spontan, wie wir sind, haben meine Freundin Hannah und ich eines Abends bei einer gemütlichen Flasche Rotwein einen kleinen Ausflug dorthin geplant, was die Generation meiner Eltern noch als Ostblock kannte. Ich möchte Euch hier und jetzt davon berichten, wie toll die Reise war und was man auf jeden Fall beachten sollte, wenn man einen solchen Trip selbst organisiert. Dies werde ich an einem anschaulichen Beispiel zu illustrieren suchen, das mir in der Form selbstverständlich so niemals passieren würde [*hust, hust]. Na ja, vielleicht gerade doch.
Es war geplant, ein paar Tage in Nürnberg, Prag und Warschau zu verbringen. Also teilten wir die angepeilte Woche fachgerecht in drei Etappen auf. Unser Transportmittel der Wahl war der Fernbus, da er zum einen im Vergleich zur Bahn unfassbar billig ist und man sich zusätzlich noch das nervige Umsteigen spart.
Aber eben in dieser löblichen Sparsamkeit, die unserem studentischen Dasein geschuldet war, liegt auch die Ursache unseres organisatorischen Missgeschicks begründet. Mit anderen Worten: Wir waren zu geizig, unsere Airbnb-Unterkunft in Prag und Warschau jeweils am dritten Tag bis abends zu buchen, obwohl dann auch erst unser Bus abfuhr, weshalb wir sowohl in Prag als auch in Warschau den gesamten dritten Tag hindurch unsere bis zum Exzess vollgestopften Rücksäcke durch die Stadt tragen mussten.
Auch die ganzen Jutebeutel voller Softgetränke, welche wir am Abend zuvor im Supermarkt erstanden haben, konnten uns wider Erwarten keine Erleichterung bei unserem Unterfangen verschaffen, von Prag aus nach Warschau zu gelangen. Vielmehr versetzten sie uns in die Lage lediglich 50 Meter auf einmal bis zur nächsten Verschnaufpause zurücklegen zu können, weshalb wir auf dem Weg zum Hauptbahnhof gefühlt dutzende Cafés und Restaurants besucht haben. Zugegeben, auch so kann man eine Stadt kennenlernen, was aber dann doch meilenweit von dem entfernt war, was wir uns vorgestellt hatten.
Und mal ganz ehrlich: Eigentlich haben mir Backpacks auf meinen Reisen bis dato nichts als Ärger beschert. Die vermeintliche Freiheit, die das Backpacking verspricht, erscheint mir persönlich ein Hirngespinst zu sein. Ein echter Klassiker ist die Rucksacktour (oder sollte ich besser sagen „Tortur“?). Mein Rat: Nehmt Euch lieber einen Rollkoffer mit in den Urlaub, Euer Rücken wird es Euch danken – zum Beispiel während Ihr in Thailand 1,5 Stunden lang bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, gelegentlichen Regenschauern und 45 Grad im Schatten für die Fähre von Koh Tao nach Koh Pha-ngan ansteht.
Aber zurück nach Prag: Nach einigen Stunden haben wir es dann doch tatsächlich bis an den Prager Hauptbahnhof geschafft, wo wir ungefähr fünf Stunden auf einer Parkbank, warme Softgetränke schlürfend, auf unseren Nachtbus gewartet haben. Doch glaub ja nicht, dass das alles war. Oh no!
Als wir uns eine Stunde vor der Abfahrt zum Bussteig schleppten, stellten wir fest, dass es nicht einen, sondern gleich vier Bahnhöfe in Prag gibt und noch mehr Haltestellen für Fernbusunternehmen. Und, Ihr werdet es nicht glauben, wir waren doch tatsächlich am falschen. Nachdem sich anfänglich unsere Gehirne weigerten, diese Tatsache anzuerkennen, wandelte sich unser Bewusstseinszustand schlagartig von der apathischen Grundhaltung, die für gewöhnlich bei langen Wartezeiten eintritt, zu blanker Panik. Schließlich mussten wir innerhalb einer Stunde mit all unseren zig Kilo schweren Softgetränken und Backpacks durch halb Prag, um den Bus nach Warschau zu erwischen!
Schlussendlich haben wir es doch noch geschafft. Aber das Gefühl fünf Minuten vor der Abfahrt des Busses, als das GPS auf dem Handy sich nur noch drehte und nicht sicher war, ob der Busbahnhof zwei Minuten zu Fuß oder doch eher 20 Minuten mit der U-Bahn entfernt ist, werde ich wohl trotzdem nie vergessen.
Um Euch diesen Wahnsinn zu ersparen, ist es lediglich wichtig zu wissen, dass es in Prag vier Bahnhöfe und vier Busbahnhöfe, die Flixbus für seine Reisen nutzt, gibt. Schaut genau nach, zu welchem Ihr müsst, dann wird Eure Reise deutlich entspannter als unsere! 😉